hedi
zuber 1916 - 1996
1988 hat
Hedi Zuber ein Selbstporträt mit der Kathedrale St.Gallen gemalt.
Man erkennt sie gut. Auf dem Bild hat sie ihr Haar besonders schön
in
Wellen gelegt und die Fingernägel rot lackiert (was sie in Wirklichkeit
nie
tut). Das Erstaunlichste aber ist, dass die schöne Frau auf dem
Bild, die
Heidi Zuber heißt, gleich groß ist wie die mächtigen
barocken Kathedraletürme.
Sie
war eine kleine Näherin gewesen, erst die Malerei hat sie groß
gemacht.
Doch im Alltag ist sie nicht so stolz wie auf diesem Bild, auf dem
sie auf
den fast winzigen - von ihr tief verehrten - Nonnen zu ihren Füssen
hinunter-
schaut. Noch immer kauft sie ihre sämtlichen Kleider im Brockenhaus.
Strahlend mein sie zu einer ihrer neusten Errungenschaften, einem
Winter-
mantel: "Soeben im Brockenhaus gekauft. Jemand hat ihn achtlos
zu
Boden fallen lassen, und ich hob ihn auf. Er passte wie für
mich gemacht".
Dabei sind heute die früheren Existenzsorgen vorbei. Gemeinsam
mit ihrem
Bruder kann sie sich jetzt eine schöne Wohnung leisten "die
schönste,
die wir jemals hatten", stellt sie fest. Erarbeitet dank ihrer
künstlerischen
Schaffens. Darauf darf sie mit Recht stolz sein.
Simone
Schaufelberger-Breguet
Lebenslauf
1916
in Will SG geboren
Wegen der "Englischen Krankheit" (Rachitis) von kleinem
Wuchs und
gehbehindert.
Besuchte
während eines Jahres die Volksschule, anschließend wurde
sie etwa
gleich lang von einer Klosterschwester unterrichtet.
Mutter
war Wäscherin und Näherin, Vater war Monteur, litt jedoch
unter
Epilepsie und war Alkoholiker.
Mit
17 wurde Heidi Zuber ebenfalls Fabriknäherin, jedoch nach zahlreichen,
meist wirtschaftlich bedingten Stellenwechseln mit 54 Jahren aus
gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensioniert.
Lebte
nach dem Tod der Eltern und der Schwester mit ihrem invaliden
Bruder zusammen, zuletzt in St. Margrethen im St.Galler Rheintal.
Hat
erst als etwa 65 jährige zu malen begonnen.
Thematische
Anstöße erhielt sie häufig von außen. Ihre
rührend kindliche
Weltsicht verbindet sich mit einer Unbekümmertheit im Formalen,
die häufig zu erstaunlich kühnen kompositorischen Lösungen
führt.
Gestorben
am 29. Februar 1996 St. Margrethen SG.
Produktion:
Bildnachweis: Bodensee Hefte, Mai 1991 und Erich Staub.
[quelle:
Simone
Schaufelberger-Breguet]
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