hans
krüsi 1920 - 1995
Der "Berg" im Depot Krüsis Nachlass
Krüsis Nachlass setzt sich zusammen aus mehreren tausend bildnerischen
Werken, aus Textmaterialien, dreidimensionalen Objekten, mehreren
Kisten
voller Tonbänder und Audiokassetten sowie aus einer grossen Anzahl
von
Fotografien und biografischen Materialien.
Die bildnerische Arbeiten bilden mit schätzungsweise über
4000 Werken, von
denen bisher rund 500 inventarisiert worden sind, den mit Abstand
umfangreichsten Teil des Nachlasses. Darin enthalten sind gross- und
klein-
formatige
Gemälden, mehreren Skizzenbücher, unzähligen Postkarten,
bearbeitete Papierservietten, bemalten Papierstreifen und etliche
Arbeiten
auf Holz, Plastikfolie, Haushaltspapier, Wurstkarton, Tischsets und
weiteren
recyclierten Materialien. Werbeschriften für das eigene Atelier
finden sich
ebenso wie überarbeitete Werke anderer Künstler. Eine beachtliche
Anzahl
von dreidimensionalen Werken, bemalte oder selbstgeschaffene Hüte
und
Einkaufswagen, mehrere Kuhmaschinen, selbstgebastelte Wohngebilde
und
bemalte Flaschen schliessen den bildnerischen Teil des Nachlasses
ab.
Bekannt geworden ist Hans Krüsi als Stadtoriginal und Bildermacher.
Dass er
sich auch exzessiv als Ton- und Bilderjäger betätigte, ist
dagegen kaum
ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. In Krüsis
Nachlass finden sich
unzählige Fotografien, Negative und Polaroidbilder aus der Hand
des Künstlers.
Er besass mehrere Apparate, die er eigenwillig und ohne technischen
Sachverstand handhabte. Die Fotografien sind Schnappschüsse und
Auf-
nahmen aus Krüsis nächster Umgebung, von Reisen ins Tessin,
von Bahn-
fahrten ins Appenzell, von der Strasse, in der er wohnte, oder von
Werken
anderer Künstler, die ihn interessierten: Bernhard Luginbühl,
Jean Tinguely,
Dieter Roth. Dazwischen immer wieder Aufnahmen seiner Wohnungen, seiner
Bilder und von sich selbst. Viele seiner Aufnahmen sind über-
oder
unterbelichtet, verwackelt, verzogen oder angeschnitten. Gerade diese
fehlerhaften Abbildungen interessierten den Künstler besonders:
Er bearbeitete
sie weiter, übermalte, collagierte, ritzte ein oder schnitt sie
aus. Im
Nachlass fanden sich auch hunderte von bespielten Tonbändern
und Kassetten.
Hans Krüsi sammelte ganz offensichtlich ebenso Klänge und
Töne wie
Kartonresten, Fotografien und Motive für seine Bilder. Er interessierte
sich
dabei für vielfältige Klangbereiche: Vogelstimmen faszinierten
ihn ebenso wie
Verkehrsmeldungen im Radio oder das Festhalten von persönlichen
Gesprächen. Das Aufnehmen allein genügte Hans Krüsi
aber nicht. Immer
wieder hat er unter Verwendung von mehreren Tonbandgeräten eigene
Klangwelten kreiert. Durch Übereinanderkopieren und Aneinanderfügen
verschiedenster Tonstücke entstanden faszinierende Hörwelten:
eine Art
Do it yourself -Radio. Auch mit dem Mitteln von Text und Sprache kreierte
Krüsi neue Gedanken-Welten oder formulierte bereits Vorhandenes
zu
neuen Sprachgebilden um. Im Nachlass finden sich neben sinnigen Wortspielen
auch längere Gedichte und Tagebücher.
Das bildnerisches Schaffen Krüsis ist also lediglich Teil einer
umfassenden
kreativen Betätigung, die Audioaufnahmen und fotografische Tätigkeit
ebenso
mit einschliesst wie den geschriebenen Text und das gesprochene Wort.
In
ihnen spiegeln sich Krüsis eigenwillige Versuche, sein eigenes
Weltbild zu
gestalten. Dabei bediente er sich der verschiedenen Mittel in modernster
Art
und Weise: Er collagierte, recyclierte, sampelte und verwendete, was
die
Technik an Möglichkeiten bot, nach seinem Gusto. Wichtigste Konstanten
im Schaffen Krüsis waren die Stategien des Kopierens, die Wiederwerwertung
und die Prozesshaftigkeit. Den Kopierautomat, den Fotoapparat oder
das
Aufnahmegerät bezog Krüsi in einem interaktiven Spiel in
sein Schaffen mit
ein. Als 'Spielgenossen' erweiterten, veränderten und gestalteten
sie an
der Abbildung seiner Umwelt mit und halfen ihm, sich ein Bild - von
der Welt
und von sich selbst - zu machen. Bild und Abbild machten es dem Menschen
und Künstler möglich, seine Wahrnehmungen zu visualisieren
und sich ihrer,
wenn nötig, zu versichern.
[quelle:
kunstmuseum.ch]
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