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hans
krüsi 1920 - 1995
Hans Krüsi wurde am 15. April 1920 als erstes Kind der Emma Krüsi
in Zürich
geboren. Seinen Vater hat er nicht gekannt, seine Mutter erst kurze
Zeit
vor ihrem Tod näher kennen gelernt. Mit zwei Jahren wurde er
in seine Heimat-
gemeinde Speicher (AR) zu Pflegeeltern gebracht, im Alter von zehn
Jahren
ins Waisenhaus der Gemeinde. Die mangelnde Schulbildung und eine schlechte
Konstitution liessen den Wunsch Krüsis, eine Gärtnerlehre
zu absolvieren,
unerfüllt bleiben. Nach einigen Jahren Arbeit als Knecht und
mehreren Stellen
als Gärtnergehilfe kehrte er 1947 in die Ostschweiz zurück
und liess sich
in St. Gallen nieder.
1948 machte Krüsi sich selbstständig und betrieb als Einmannunternehmer
über Jahrzehnte hinweg Blumenverkauf auf der Strasse. Während
über dreissig
Jahren reiste Krüsi fünf bis sechs Mal in der Woche nach
Zürich an die
Bahnhofstrasse, wo er seinen festen Standort bezogen hatte. Die Blumen
kaufte er im Grosshandel ein und stellte sie zu Gebinden zusammen.
Alpen-
rosen, mit denen er einen besonders guten Absatz erzielte, sammelte
er
frühmorgens in den Bergen ein und verkaufte sie noch gleichentags
in der
Stadt. Ab und zu reiste er bis ins Tessin oder an die Riviera, um
Blumen zu
kaufen. Mit sechzehn Jahren begann Krüsi zu fotografieren. Mit
verschiedenen
Apparaten, die er im Brockenhaus oder unter der Hand erworben hatte,
nahm
er auf, was ihm seine Umwelt an Motiven lieferte. Seine Freizeit verbrachte
der St. Galler mit Reisen und Tonjägeraufnahmen. Auf dem Motorfahrrad
verreiste er oft an Wochenenden und schlug sein Zelt an Waldrändern
oder in
einer Waldlichtung auf. Dort zeichnete er mit einem mitgeführten
Tonband
oder Kassettengerät Geräusche aus der Natur auf. Auch Gespräche
im Atelier
oder im Restaurant, Musik aus dem Radio und eigene Gedanken in Form
von Selbstgesprächen waren weckten sein Interesse.
1975/76 begann Krüsi, sich bildnerisch zu betätigen und
erweiterte sein
Verkaufs-Angebot am Strassenrand mit Postkarten, Fotografien und kleinen
Bildformaten. Bald erzielte er damit bessere Umsätze als mit
den Blumen.
Ende der siebziger Jahre begannen sich Kunst- und Kulturschaffende
für den
Bilder verkaufenden Blumenhändler zu interessieren. 1980 wurde
die auf
zeitgenössische Kunst spezialisierte Galerie Buchmann auf ihn
aufmerksam
und stellte ihn aus. Presse und Medien reagierten, Berichte im Magazin
des
Tages-Anzeigers und in der Schweizer Illustrierten stellten den Aussenseiter-
Känstler ins Rampenlicht.
Krüsi umgab sich fortan mit einem Kreis von Freunden, Bekannten
und Kunst-
schaffenden, die ihm halfen, ihm Ratschläge erteilten und versuchten,
ihn
vor "falschen Freunden" zu beschützen. Viele Ausstellungen
folgten. Der
Erfolg wurde so gross, dass sich Hans Krüsi ganz auf seine zweite
Erwerbs-
tätigkeit, die bildende Kunst, einlassen konnte. Zum Zeitpunkt
seines Todes
war Hans Krüsi ein vermögender Mann. Unabhängig von
seinem Einkommen
war Krüsis Welt jedoch bestimmt von den Sorgen und ängsten
des einfachen
Mannes. Eine Angst, die aus einer Lebensweise herauswuchs, die in
der
Gesellschaft der sechziger und siebziger Jahre auf Unverständnis
und Ab-
lehnung
stossen musste. Krüsi hatte wenig Kontakt, kaum familiäre
Bindungen
und entfernte sich zunehmend von bürgerlichen Ordnungen und
gesellschaftlichen Normen. Seine Wohnung und den Hausflur benutzte
der
Künstler oft als Lager für Bilder und Alltagsutensilien.
Aus Fürsorge
und Tierliebe hielt Krüsi zudem über Jahre hinweg Tauben
in seiner Wohnung,
was die Vermieterschaft nicht tolerieren konnte.
Sein Leben lang blieb der schon früh an Tuberkulose erkrankte
Künstler in
einem fragilen Gesundheitszustand. Eine angeborene schwächliche
Konstitution,
die armseligen Wohnbedingungen und eine mangelhafte Ernährung
führten
zu mehreren Aufenthalten in Kuranstalt, Pflegeheim und Spitälern.
In den
letzten Jahren seines Lebens verstärkten sich die körperlichen
Schwächen
zusehends. In der Nacht vom 15. September 1995 verstarb der Künstler
im
Eingangsbereich seiner Wohnung an einem Lungenemphysem.
[quelle:
kunstmuseum.ch]
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