jakob
greuter 1890 - 1984
Er wurde am 25.8.1890 in Riedt/Sulgen (TG) geboren und starb am
31.1.1984
in St. Gallen.
Als
17-jähriger kam er nach St. Gallen, wo er zunächst als
Schlossereiarbeiter
und dann bei der städtischen Kehrichtabfuhr als Kübelleerer
arbeitete.
Während der Militärzeit begann er zu zeichnen: er pauste
Bilder des täglichen
Geschehens aus Zeitungen und Zeitschriften ab und kolorierte sie
dann. Teil-
weise schrieb er auch die Texte dazu ab oder fügte eigene Texte
hinzu -
wohl aufgrund der mangelnden Schulbildung oder Legasthenie oft mit
Schreibfehlern.
In
seiner Sparsamkeit war er es gewohnt, aus zweiter Hand zu leben,
der Müll
war ihm eine Schatztruhe. Als Kübelmann befasste er sich mit
dem Abfall
der Gesellschaft, wurde von dieser verachtet, aber gerade dort,
im Abfall, fand
er das Material für seine schöpferische Tätigkeit,
nämlich Zeitungen,
Zeitschriften, Prospekte und Papier aller Art. Sein Hauptwerk «Der
zweite
Weltkrieg» basiert auf alten Heften der Schweizer Illustrierten
und der
deutschen Propagandazeitschrift Signal.
Seine
Frau Maria Paulina, mit der er 3 Kinder hatte, starb infolge eines
Hirnschlags 1954. Zwei Jahre später wurde er pensioniert und
heiratete dann
die um 12 Jahre jüngere Maria Elisabetha Christine Angehrn.
Doch auch
sie starb vor ihm bei einem Autounfall. Den Rest seines Lebens verbrachte
er im Altersheim.
Hätte
er nicht seine vielen Bilder uns hinterlassen, hätten wir nie
erfahren,
wie Jakob Greuter gelebt, was ihn bewegt hat. In seiner gesamten
Freizeit hat
er gezeichnet, Bilder vom Alltag, irgendwie vertraut und dennoch
seltsam
gespinstig in ungewohnter Eigenheit. Sein wie er selbst sagte «gesponnenes
Zeug» fasziniert, da Menschen, Werk und Lebensumstände
von Echtheit
zeugen, von Eigenheit und Unberührtheit von jeglichen Einflüssen
des Kultur-
betriebs, wie dies nur ganz selten vorkommt. Greuter war süchtig
auf
Nachrichten und Bilder schon lange vor der Bilderflut. Er zeichnete
mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes ab, alle Einschränkungen,
alle Hindernisse
von Perspektive und Formgenauigkeit übersteigend, einzig der
Lust am Tun
gehorchend, die sich bis zur Bessenheit steigerte. Die erzeugte
Spannung
zeigt von einem Leben, das zeichnend sich erfüllt.
Ausstellungen:
u.a. Museum im Lagerhaus, St. Gallen; Kunstmuseum, Olten;
Städtisches Bodensee-Museum, Friedrichshafen.
Ausstellungen
in der Galerie HILT: «CH-Ost: Krüsi, Wey, Greuter, Staub
E. & A., Scotty Wilson» 1990; «Art Brut: Jakob Greuter,
Mateiko Nikifor,
Friedrich Schröder-Sonnenstern, Germain Van der Steen, Lucien
Vernède» 1998.
Quelle:
Dokumentation Galerie Hilt, «Jakob Greuter: Der Zweite Weltkrieg»
Verlagsgemeinschaft St. Gallen, 1989.
©
Copyright Galerie HILT AG, 1999/ab
[quelle:
copyright
galerie HILT AG, 1999/ab]
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