emil
graf 1901 - 1980
"Ich weiss doch, wie meine Bilder aussehen"
"Ich weiss doch, wie meine Bilder aussehen. Ich habe sie ja
selber gemalt",
antwortete Emil Graf (1901-1980), wenn jemand fragte, warum er denn
keine eigenen Arbeiten in seiner Wohnung aufgehängt habe. Eine
ein-
leuchtende, doch auch seltsam anmutende Begründung, erklärbar
wohl am
ehesten damit, dass für seinesgleichen Bilder Luxus gewesen
sind. Graf
stammte aus einer Textilarbeiter-Familie und konnte selber keinen
Beruf erlernen. Er arbeitete in einem Kartonagebetrieb, einer Schokoladen-
fabrik, auf dem Bau, schliesslich bis zu seiner gesundheitlich bedingten
Pensionierung in einer Glaswarenfabrik als Maschinist. Mit etwa
60 Jahren
begann er Postkarten zu kolorieren und versuchte sich später
an sennischen
Motiven und "Eimerbödeli", d.h. bemalten Einsatzböden
von hölzernen
Melkeimern, die jeweils für die Alpfahrt verwendet, sonst aber
sorgsam
gehütet werden. Erst als ein Sammler und Galerist ihn aufforderte,
doch
Motive aus seinem eigenen Leben oder seiner Phantasie zu gestalten,
wandte
sich Emil Graf von diesen Themen ab. Erinnerungsbilder entstanden,
an einen Flugtag auf dem Breitfeld bei St. Gallen, an den Flug eines
Zeppelins
über dem Bodensee, an Wirtshausszenen, die sich Graf eingeprägt
hatten,
an Arbeiten im Wald oder eine Zugsfahrt durch eine winterlich verschneite
Landschaft. Daneben liess sich Graf von Abbildungen in illustrierten
Zeitschriften,
von Begegnungen während seiner häufigen Spaziergänge
um einen nahe-
gelegenen Weiher, von Blumen und blühenden Wiesen inspirieren.
Eines seiner
schönsten Bilder zeigt einen alten Mann mitten in einer über
und über mit
Blumen bedeckten Wiese, umrahmt von überquellendem Blühen.
Winzig
klein ist die Geige, die er unter sein Kinn presst, dünn wohl
der Klang, den
man sich hinzudenken muss - und doch wirkt das ganze Bild wie ein
einziger
Jubel, Sinnbild einer Hoffnung, die vielleicht schon nicht mehr
auf Diesseitiges
gerichtet ist.
Ausführliche Dokumentation Als PDF-Dokument zum downloaden
PDF-Emil
Graf und diverse Naiv-Künstler
[quelle:
Peter
und Simone Schaufelberger-Breguet]
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